Vor 25 Jahren hatte sich Ihap zum Milawi-Bihi-Nar erklärt, zum
“Hüter des Blumenturms”, auf der Insel Isra - einem der
wenigen Orte der Jiliwa-Welt, an dem man noch nicht von den
gefürchteten Traum-Dieben heimgesucht wird. Ihap hatte dort eine
Schule gegründet - ein kleines Refugium für ein paar Dutzend
Jugendliche, die anderswo auf ihrem Heimatplaneten kaum eine Chance
hätten, älter als dreißig Jahre zu werden.
Früher einmal war Jiliwa ein Paradies gewesen: Ein dünn besiedelter,
gemächlicher Planet mit angenehmem Klima, einer Vielzahl schmackhafter
Pflanzen und mit wohlmeinenden Traum-Wesen, die den Bewohnern dieser
Welt im Schlaf Ideen, Inspirationen und Geschichten brachten. Aber vor
einigen Generationen hatten sich diese Geister in die Apari-Iwa
verwandelt: Sie brachten keine Träume mehr, sondern sie stahlen sie.
Sobald die Haniwa ihre Kindheit und ihre ersten Erlebnisse hinter sich
gebracht hatten, wurden sie zu Opfern: Fünf, sechs Jahre dauerte es
dann - und sie waren ausgebrannt: besaßen keine Phantasie, keine
Inspiration mehr, vegetierten nur noch dahin, um neue Haniwa zu zeugen
und schließlich in dumpfer Ignoranz dahin zu welken.
Die einzigen, die sich und andere gegen die Macht der Traumdiebe
schützen konnten, waren die Milawi, so wie der alte Ihap - aber es gab
viel zu wenige von ihnen. Der ganze Planet vergaß sich und seine
Geschichte: Etliche Erfindungen, Erkenntnisse, Kochrezepte und
Techniken waren schon verschwunden. Der Handel war zum Erliegen
gekommen; die gesamte Kultur befand sich auf einem rasant absteigen
Ast.
Genau in dieser traurigen Welt waren Paul E. Pop und seine Freunde
Charlie Stokes, sowie Jiři und Andreas Gottwald gelandet. An eine
Rückkehr auf unsere Erde war für sie kaum zu denken, denn Jiliwa ist
satte 15 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt. Allerdings gibt es da
eine enge und geheimnisvolle Verbindung zwischen den beiden Welten.
Unsere vier Abenteurer waren nicht die ersten, die es ahnungslos nach
Jiliwa verschlagen hatte. Und auch die Apari-Iwa - die Traumdiebe -
waren früher in der Lage gewesen, unsere Heimatwelt irgendwie zu
besuchen.
Der Turmhüter Ihap konnte sicherlich einige der Fragen unserer
Reisenden beantworten, aber der alte Patriarch gab sein Wissen nicht
unbedingt freiwillig preis. Paul, Charlie und Andreas mussten dafür
hart arbeiten, und am Ende eines langen Tages auf den Plantagen und
den Gärten von Isra erfuhren sie doch immer nur das, was Ihap gerade
erzählen wollte. Aber selbst diese unzusammenhängenden Brocken
reichten aus, um langsam das Puzzlespiel von Jiliwa zusammenzusetzen.
Und es war bald offensichtlich, dass Ihap ihnen zwar einen Weg zeigen
konnte; wirklich helfen konnte er ihnen jedoch nicht.