Es sieht nicht so aus, als müsste unser Held bei seiner aktuellen
Affäre um den halben Globus jetten oder gar ferne Orte auf
Parallelwelten besuchen, denn die ganze Geschichte spielte sich direkt
vor seiner Haustür ab - in Charlotteville, dem kleinen Ort am Ende der
Windward Road auf der Karibik-Insel Tobago.
Ausgerechnet an dem Abend, als Barkeeper Nuts seine rauschende
Hochzeitsparty feierte, starb ein alter Freund. Bo Calliste, der ewige
Stammgast des Old Pirate's Inn, war nicht zu der Feier erschienen, und
erst spät in der Nacht hatte sich seine Nachberin ein herz gefasst und
das kleine Haus am Steeple Hill betreten, weil Bos - ansonsten eher
scheue - Katze keine Ruhe gegeben hatte. Der Dorfarzt Ernest Giacomo
konnte nur noch den Tod des alten Mannes feststellen.
“Herzversagen” diagnostizierte er - nicht ganz
ungewöhnlich, wenn man bereits 73 ist.
Aber in den folgenden Tagen wuchsen dann doch die Zweifel, ob bei
diesem Todesfall alles mit rechten Dingen zugegangen war. Paul E. Pop,
Rita, Ophelia und Marco schnüffelten ein wenig herum, nachdem ihr
Freund, der Bürgermeister Charlie Johnson skeptisch geblieben war, und
dabei schälte sich eine erstaunlich Geschichte heraus: Der stille,
alte Bo hatte ein ziemlich bewegtes Leben hinter sich: Er war
Erdölarbeiter, Matrose, Nachtclub-Besitzer und Drucker gewesen, bevor
er - Ende der 80er - in den Ort zurückgekehrte, in der er aufgewachsen
war. Er war - wie sich herausstelle - quasi ein Cousin des
Bürgermeisters, und seine Familie hatte da einen vertrackten,
jahrzehntelangen Zwist mit Charlies Sippschaft gehabt.
Bo hatte das Kriegsbeil inzwischen begraben - aber seine Schwester
Lavinia pflegte die alten Feinseligkeiten immer noch. Auf keinen Fall
- so keifte sie - solle ihr Bruder in Charlotteville beigesetzt
werden, in einem Ort voller Schlangen und Verräter - wie sie es
ausdrückte. Trotz ihres hohen Alters und ihrem Groll auf den Ort und
den Johnson-Clan war sie persönlich angereist, und sie und Bos Neffe
Cool Winie schienen dabei etwas ganz bestimmtes zu suchen. Immerhin:
Da hielten sich auch hartnäckige Gerüchte, dass der spartanisch
lebende Bo Calliste eigentlich sehr reich sein musste. Mehr als 20
Jahre lang war er ein gefragter Druck-Spezialist gewesen, dessen Firma
oft genug lukrative Regierungsaufträge übernommen hatte. Und es gab
noch mehr Ungereimtheiten und Fragezeichen bei dieser Affäre: Bos
Hausarzt - im Nachbarort Speyside - hatte nur den Kopf geschüttelt,
als er von diesem tragischen Todesfall erfuht: Bo war bei bester
Gesundheit gewesen und hätte gut und gerne hundert Jahre alt werden
können. Ein schlichtes Herzversagen hielt er für völlig
unwahrscheinlich. Je länger unsere Calypso-Detektive fahndeten, desto
verworrener wurde der Fall.