Allmählich kommt Licht ins finstere Frühmittelalter des Herren Paul E. Pop. Mitte der 80er hatte er - vollkommen überraschend - seine Heimatstadt Berlin verlassen. In seiner letzten Kolumne schrieb er, dass er losziehen wollte, um neue Horizonte zu erkunden und um den letzten großen Klang zu finden. Aber mit seiner neuesten Erzählung erfahren wir nun häppchenweise, dass dieser seltsame Aufbruch einen ganz handfesten Hintergrund hatte: Paul und seine damalige Freundin Judith hatten sich nämlich Feinde gemacht - äußerst gefährliche Feinde.
Am Ende ihres ersten gemeinsamen Urlaubs hatte ihnen ein gewisser Nikos in Berlin ein kleines Päckchen zugesteckt, das angeblich dringend benötigte Papiere für seinen Bruder Gianis enthalten sollte. Paul und Judith hatten bereits das Schlimmste befürchtet, aber es war ihnen nicht gelungen, den verhängnisvollen Umschlag loszuwerden.
Als sie in Schönefeld gelandet waren, stellte sich heraus, dass sie tatsächlich nur Papiere transportiert hatten. Der Empfänger allerdings hatte etwas ganz anderes erwartet, und für die ehrenwerten Mitglieder der Syrien-Connection sah alles so aus, als ob unsere Abenteurer den eigentlichen, wertvollen Inhalt des Umschlags geschickt beiseite geschafft hatten.
Dennoch blieb vorläufig alles ruhig: Hafez und Saed Kostanikis kannten die Namen der beiden unfreiwilligen Kuriere nicht und wussten auch nicht, wo sie wohnten. Doch die Zwei-Millionen-Insel West-Berlin war eben - auf ihre Weise - ein Dorf. Ein halbes Jahr nach dieser Reise lief Paul völlig unvermutet einem der syrischen Import-Export-Spezialisten über den Weg. Und damit zog sich die Schlinge immer enger: Für seine Verfolger ging es längst nicht mehr um den kostbaren Inhalt einer Lieferung aus Athen; für sie war es eine Frage der Ehre. Niemand durfte den Kostanakis-Clan übers Ohr hauen. Anscheinend verdoppelten die Gebrüder ihre Bemühungen, Paul und Judith aufzuspüren, und für unseren Helden war es nur noch eine Frage der Zeit bis sie vor seiner Tür stehen würden.
Pauls Mentor, Guru und Freund Georg hatte ihm zu ein paar zwielichtigen Kontakten in Berlins Unterwelt verholfen, und dort wurden seine schlimmsten Befürchtungen nur bestätigt: Die Handlanger von Hafez und Saed stellten bereits Erkundigungen an, und der einzige Rat den Paul erhielt war: “Eine Zeitlang untertauchen, abhauen, sich unsichtbar machen!” Das allerdings war leichter gesagt, als getan: Judith wollte ihr Studium zu Ende bringen, und Paul ging zwar seit einiger Zeit einer geregelten Tätigkeit nach, aber er hatte noch längst nicht genug Geld beiseite gelegt, um sich wirklich absetzen zu können. Einigermaßen ratlos wandte er sich schließlich an seine Tante Margarethe - nach seinen Worten “die einzige in der Familie, die wirklich Geld hatte.”